Esta und Naya vom KC-Zugvogel erreichen Silber und Bronze bei der Deutschen Meisterschaft im Freestyle 2021 in Plattling, herzlichen Glückwunsch!
In Vertretung von Sylvia bin ich einige Tage vor den ettkämpfen mit Naya und Esta zum Training an die Welle in Plattling gefahren. Bei einem asserstand von 3,10 Meter standen die Wiesen rechts und links der Welle noch unter Wasser und wir mussten unsere Zelte zunächst hinter dem Deich ufschlagen. Die Trainingsbedingungen nicht nur für unsere beiden motivierten Sportlerinnen waren ungünstig, da die Welle flacher aber dafür sehr wuchtig war und sich bei sinkendem Pegel von Tag zu Tag veränderte.
Gemeinsam mit den anderen aus der Community der Freestyler surften Esta und Naya unerschrocken von der Seite in die wuchtige Welle und ließen sich auch von den anfänglich häufigen Kenterungen nicht entmutigen. Beide beherrschen die Eskimorolle rechts und links perfekt und waren oft schon im Schaumkamm wieder mit dem Kopf oben, um noch vor den beeindruckenden Strudeln hinter der Welle ins Kehrwasser zu kommen. Die perfekte Rolle rechts und links ist Grundvoraussetzung für diesen Wettkampfsport, bei vielen Move’s werden Varianten der Eskimorolle zu wahrer Performance von Bewegungsabläufen gezeigt. Die verschiedenen Moves sind mit Namen definiert und werden beim Wettkampf je nach Schwierigkeit mit unterschiedlichen Punkten bewertet. Spins, sind Drehungen mit dem Boot auf der Welle, Loops Überschläge und Cartwheels seitliche Rollen. Wer mehr über die Sportart und die unterschiedlichen Moves, wie Helix, McNasty u.a. wissen möchte findet auf der folgenden Website alle Infos hierzu.:
https://www.kanu-freestyle.info Die gesamten Ergebnisse des Wettkampfes gibt es auf folgender Website:
https://www.plattling-freestyle.com/?fbclid=IwAR08noC_SIG2VLeDQd0h3eV9eFH2D68B4vO4cWLittlYekmjn5FUozcHL-E
Besonders beeindruckt hat mich die Gemeinschaft unter den Sportlerinnen und Sportlern mit ihren Betreuern. Jede und jeder wurde in dem Bemühen unterstützt viele und gute Moves hinzubekommen. Ziel war es in erster Linie, das eigene Können zu verbessern und weniger besser als andere zu sein. Die Sportlerinnen und Sportler freuten sich über das Gelingen der Moves auch bei den anderen. Selbst im Wettkampf wurden die besonderen Leistungen der anderen gefeiert. Sicherlich gab es auch Frust, wenn der „Lauf“ nicht so wie geplant umgesetzt werden konnte und die Welle einen „flaschte“, einen vor Ablauf der 45 Sekunden hinter den Wellenkamm spülte und wertvolle Zeit für die Rückkehr über das Kehrwasser verloren ging. Ohne Ehrgeiz, Geschicklichkeit, eine enorme Körperbeherrschung und bei dieser wuchtigen Welle auf viel Athletik und Kraft können die 45 Sekunden im Wettkampf nicht mit einer Vielzahl von Moves gefahren werden.
Die Wucht der Welle war für Naya ein Nachteil, weil sie ihre Moves eher technisch umsetzt. In Plattling, selbst bei dem Pegel von ca. 2,30 am Wettkampftag der Frauen, waren die kräftigeren Paddlerinnen, die die Bootsspitze mit ihrem Gewicht in die Welle drücken konnten und der Wucht des Wassers mehr Kraft entgegenzusetzen hatten, von Vorteil. Bewundernswert war um so mehr die Ausdauer und Energie die Naya mit ihren 16 Jahren (sie wird im September 17) und Esta die gerade im Juni 15 Jahre jung geworden ist zeigten. Naya gab nicht auf, bis auch sie eine Stelle in der Welle fand, in der sie ihr Boot zum Loop eintauchen konnte. Esta ließ sich nicht entmutigen, wenn sie die Welle mal wieder erwischte und sie „durchgespült“ wurde. Sie trainierte ihre Spins und wurde immer sicherer.
Zum Glück fiel der Wasserstand immer weiter, die magische Grenze von 2,60 wurde am Freitag unterschritten und der Wettkampf konnte wie geplant am Samstag mit den Frauen im Kajak, den Squirts und den Kanadiern stattfinden. Unsere Sportlerinnen starteten am Samstag im Vorlauf der weiblichen Juniorinnen (JRWK1). Von 7 Juniorinnen qualifizierten sich 5 für den Finallauf. Die beiden Durchgänge wurden addiert, Esta zeigte in beiden Läufen einen Spin und erreichte mit 20 Punkten den 6. Platz. Sie verpasste zwar den Finallauf aber wurde mit dieser für ihr Alter tollen Leistung hinter Ida Wellensiek Zweite in ihrer Altersklasse.
Naya hatte sich für diese Meisterschaft vorgenommen wenigstens 100 Punkte zu schaffen. Sie hat ihr Ziel im zweiten Lauf der Qualifikation erreicht, mit insgesamt 153,33 Punkten aus beiden Läufen kam sie auf den 4. Platz und nahm am Finale teil. Im Finale konnte sie sich noch einmal verbessern und erreichte im dritten Lauf 106,67 Punkte, damit verpasste sie mit Platz 4 und nur 3,33 Punkten Rückstand auf Nele Barwich vom KC-Wiedenbrück die Qualifikation für die Europameisterschaft im Herbst in Paris. Für die Qualifikation zur EM wurden bei den Jugendlichen keine Altersklassen differenziert, in der Deutschen Meisterschaft errang sie Platz drei der unter 18 Jahre jungen weiblichen Jugend und damit die Bronzemedaille! Deutsche Meisterin der JRWK1 wurde mit 403,33 Pkt. Merle Hauser vom KSR Südwest. Bei den Frauen erpaddelte sich Anne Sommerauer vom KC Bietigheim mit 290 Punkten den Titel der Deutschen Meisterin 2021 und die Goldmedaille.
Am Samstag fanden weiterhin die Wettkämpfe in den Disziplinen C1 (Kanadier mit Stechpaddel), OC1 /offener Kanadier, Squirt (extrem flaches Boot) und der Mannschaftswettbewerb statt. Besonders beeindruckt hat mich Mike Lochny aus Bremen als er sich mit seinem Boot von dem großen Strudel fast eine halbe Minute komplett nach unten ziehen ließ und nach gefühlter halber Ewigkeit mit erhobenem Arm und gestrecktem Zeigefinger wieder auftauchte. Mit dieser bravourösen Leistung holte er sich die Goldmedaille und den Titel.
Bei den Herren erkämpfte sich nach einem spannenden Wettkampf zwischen den insgesamt 32 Startern Roman Glasman vom KSC Villingen mit 1060 Punkte den Titel vor seinem Vereinskollegen Fabian Tausch mit 996,67 Punkten und Fabian Lenz vom KC Limburg mit 833,33 Punkten. Fabian Lenz hatte meine besondere Sympathie, er war 2019 bei uns im Schwimmbad und hat unseren Jugendlichen eine Einführung in Freestyle Kajak gegeben und hat zwischendurch in Plattling immer wieder Naya und Esta gecoacht.
Die Wettkämpfe der Herren am Sonntag wurden wegen einer Gewitterwarnung für den Nachmittag recht zügig durchgeführt; mit der Siegerehrung um 14.30 Uhr endete eine spannende und gelungene Veranstaltung. Wir hatten zwischendurch unsere Sachen gepackt und konnten uns auf dem Heimweg machen. Nach knapp 600 km, einem obligatorischen Zwischenstopp beim goldenen M waren wir um 22 Uhr zurück am Bootshaus.
Für den Verein gratuliere ich Esta und Naya und allen anderen Sportlerinnen und Sportlern für ihre beeindruckenden Leistungen.
Matthias
Hier sind die Läufe von Naya, Esta und Mike